Rückblick auf den ersten „Bienen Sommer“

Hallo zusammen, hier wieder Friederike: die Hobby Imkerin aus Konstanz. Vielleicht habt ihr meinen ersten Beitrag zum Thema „Bienen im Wohngebiet halten“ hier bei Naturpaten.EU noch in Erinnerung. Ich gebe dort einen Einblick in die ersten Schritte auf dem Weg zum Hobby Imkern vor der eigenen Haustür. Heute geht teile ich in einem kleinen Rückblick meine Erfahrungen aus dem ersten Bienensommer.

Friederike berichtet von ihrem ersten Bienensommer

Bienen im Wohngebiet

Für alle, die mich noch nicht kennen, stelle ich mich gerne noch einmal kurz vor. Ich bin Friederike, bin 35 Jahre alt und leidenschaftlicher Marketeer. Seit nunmehr 6 Jahren bin ich zudem Bienen-Faszinierte. Seit Frühjahr 2020 halte ich ein Bienenvolk auf meiner Garage mitten im Wohngebiet. In diesem Blogbeitrag möchte ich Euch von meiner ersten Bienensaison berichten. Also schaut mir gerne über die Schulter, wie mein erster „Bienen Sommer“ verlaufen ist.

Wie alles begann: der Start in den Bienensommer

Am 9. März hatte ich meinen ersten Imkerkurs beim ortsansässigen Imkerverein. Zu dem Zeitpunkt habe ich schon aktiv nach einem Bienenvolk im Internet gesucht. Ich stand diesbezüglich auch bereits im Kontakt mit mehreren Imkern.
Der erste Kurs war sehr vielversprechend. Ich habe einen großen Ordner „Grundwissen für Imker“ bekommen sowie einen ausführlichen Ausblick, was einen die nächsten Monate im Imkerkurs erwarten wird. Der Alt-Imker der das Seminar leitete sagte dann zu guter Letzt:

„Zum Start benötigst du 3 Völker:
Eins, um eventuell Honig zu ernten,
eins zum Experimentieren und
eins zum tot gucken.“

alte Imkerweisheit

Dies scheint eine alte Imkerweisheit zu sein, denn ich habe Sie nun schon sehr sehr oft gehört. Bevor wir gemeinsam in den Bienen Sommer starten, möchte ich das mit dem tot gucken mal kurz erklären.

Wie ist das denn mit dem Bienen tot gucken?

Bienenvolk auf der Garage

Wenn man sein erstes Bienenvolk hat, ist man dazu geneigt, viel zu oft in den Bienenstock zu schauen. Die Neugier ist einfach riesig und all die Anfängerfragen schwirren im Kopf.

  • „Wie schreitet der Waben Bau voran?“
  • „Ist die Königin noch da?“
  • „Legt die Königin schon Eier?“
  • „Wird schon Pollen und Honig eingelagert?“
  • „Geht es den Bienen gut?“

Fragen über Fragen. Beim häufigen schauen und stören der Bienen kann es eben auch mal dazu kommen, dass man die Königin zerquetscht oder andere Umstände das Bienenvolk sterben lassen. Mit diesem Wissen vom Imker Ältesten bin ich also wieder heim und habe mir fest vorgenommen: ein Volk reicht fürs erste und ich werde alles dafür tun und mich in Geduld üben, um dieses nicht zu töten.

Vorsicht Spoiler – Es ist November und meine Bienen leben noch!

Voll motiviert: doch wo kaufe ich mein erstes Bienenvolk?

Nach diesem positiven und guten Start mit der ersten Kurseinheit konnte ich es kaum noch abwarten endlich meine Bienen zu bekommen. Ich hatte alles gut vorbereitet, ich war gerade dabei den Imkerkurs zu machen. Auch hatte ich mittlerweile eine Entscheidung getroffen, bei welchem Imker ich mein erstes Bienenvolk kaufen möchte. Die Beute stand fertig im Keller. Ich hatte alle Werkzeuge, den Imkeranzug und hatte auch schon alle relevanten Nachbarn informiert – es konnte endlich los gehen!

Und dann ging es los: mein Start mit einem lokalen Bienenvolk

Ich hatte mich bewusst für einen Imker vor Ort entschieden. Er hat mir ein komplettes und starkes Volk angeboten, welches er ein Jahr zuvor als Ableger gezogen hatte. Mit dem Imker stand ich über mehrere Wochen in Kontakt. Er hatte genau die Bienen und auch Das Wetter und die Außentemperaturen im Auge. Am 4. April war es dann soweit, alle Bedingungen waren top, der Wetterbericht sagte lange schönes Wetter voraus und das Volk war optimal entwickelt und stark – ich konnte die Bienen abholen!

Die Bienen Beute im Auto transportieren: hält alles dicht?

Ich war total aufgeregt und war richtig nervös. Als ich die volle Beute mit zwei Kilogramm beziehungsweise ca. 20.000 Bienen im Kofferraum hatte, dachte ich nur, hoffentlich ist die Beute dicht. Der Gedanke an ein ausschwärmendes Bienenvolk im Auto war schon elektrisierend.

Ich machte mich auf den Heimweg und alles war dicht. Daheim haben wir die Beute an den ausgesuchten Platz gebracht und haben gleich das Flugloch geöffnet. Durch die weite Entfernung zum alten Standort, bestand keine Gefahr das die Bienen wegfliegen.

Die ersten Tage: eine wertvolle Erfahrung!

Sobald die Bienen bei einem angekommen sind, merkt man wie sehr der Alt-Imker recht hatte. Man kann sich nicht satt sehen. Mein Glück war und ist, dass meine Bienen bei mir auf der Garage stehen und ich ein Guckfenster in die Beute eingebaut habe. So konnte ich die ersten paar Tage viel beobachten und lernen.

Der Bienenstock war natürlich die ersten paar Tage etwas aufgebracht und nervös. Neuer Standort, leere Honigrahmen und keine Brut mehr. Zuerst wurden Kundschafterinnen ausgesendet, um den neuen Standort zu inspizieren und Einflugschneisen wurden erprobt. Die ersten paar Tage war vor der Beute so viel los, dass ich ein bisschen Angst hatte, dass es eventuell doch Nachbarn und vorbeilaufende Passanten stören könnte.

Nach drei Tagen war der Trubel erledigt und die Bienen waren fleißig am ein- und ausfliegen.

Ich versuchte mich in der mir selbst verordneten Geduld und ließ die Bienen die meiste Zeit in Ruhe. Kleine Störungen von mir gab es nur um ihnen frisches Futter (eine Zuckerwasser Mischung) in die Beute zu stellen. Das Futter dient den Bienen einfach als Erleichterung, damit sie gleich mit dem Waben Bau beginnen konnten.

 

 

Oh Gott: Der erste kleine Schock

Meine Bienen und ich hatten wie ich fand einen super Start hingelegt. Ich war zufrieden mit meiner bisherigen Arbeit als Neuimkerin. Noch viel mehr zufrieden war ich dazu mit meinen fleißigen Bienchen. Doch eines Tages kam die Nachricht, von der ich so sehr gehofft hatte, dass sie nicht kommen würde.

„DER IMKERKURS 2020 WIRD ERSATZLOS GESTRICHEN“. 

Schock! Ich dachte nur: „Danke Corona, woher bekomme ich jetzt die Anleitung um mein erstes Bienenjahr zu meistern?“

Unterstützung durch lokale Imker in den ersten Wochen

Ich meldete mich gleich bei dem Imker, der mir die Bienen verkauft hatte und bei einem befreundetet Imker. Beide sicherten mir ihre Unterstützung zu. Ich war sehr erleichtert, denn trotz aller Büchern und Videos aus dem Internet war es gut zu Wissen jemanden direkt Fragen zu können.

Nach zwei Wochen machte ich die erste Durchsicht. Ich wollte kontrollieren, ob die Königin Eier legt und es Brutnester gibt. Es sah alles hervorragend aus und die Bienen verhielten sich wie im Lehrbuch. Es sah alles so gut aus, dass ich die Zufütterung einstellte und die Bienen nun auf eigenen Beinen standen. Die folgenden Wochen gestalteten sich so, dass ich die Bienen die meiste Zeit in Ruhe lies und nur störte um neue Rahmen in die Behausung zu setzten, damit sich die Bienen weiter vermehren konnten. Anfang Juni war meine Beute dann auch voll und ich hatte ein richtig starkes Volk 🙂

Das Ende meines 1. Bienen Sommers

Das aktive Bienenjahr in dem ich als Imkerin viel zu tun habe ist verhältnismäßig kurz (Start im März/April, Ende im Oktober). Daher rede ich gerne auch vom Bienen Sommer anstelle eines ganzen Bienenjahres.

Bienen fliegen nach dem Winter aus, wenn der Frühling beginnt und die Temperaturen über 12 Grad betragen. Im Frühling und Frühsommer ist das Nahrungsangebot groß und vielfältig. Im Sommer und Spätsommer nimmt das Nahrungsangebot stark ab und die Bienenvölker bereiten sich auf den Winter vor. Die meisten Imker haben bis dahin schon Honig geerntet und führen Behandlungen gegen die sehr schädliche Varroamilbe durch.

Ich wollte meine Bienen dieses Jahr nicht schwächen durch eine Honig Entnahme. Deswegen habe ich ihnen ihren Honig gelassen. Ich habe lediglich eine Varroa-Behandlung durchgeführt, um meine Bienen von der Milbe zu befreien und um sie stark und gesund in den Winter zu schicken.

Vielfalt und Fülle im Garten durch die Bienen

Mit dem Einzug der Bienen kam zugleich die Aufmerksamkeit für alle weiteren Insekten im Garten. Meine ganze Familie und ich waren überwältigt eine so große und zuvor nicht dagewesene Bienenanwesenheit in unserem Garten zu sehen. Aber nicht nur uns viel es auf! Auch unsere Nachbarn kamen und berichteten wie schön sie es finden, so viel mehr Bienen in ihren Gärten, Terrassen und Balkonen zu sehen. Ob es an dem super Frühling oder an meinen Bienen lag, ist nicht eindeutig zu klären. Aber die Obstbäume der Nachbarn waren übermäßig voll Früchte dieses Jahr. Eine Nachbarin berichtete, dass Ihr Pflaumenbaum in der Regel nie mehr als 20-30 Früchte getragen hätte. In diesem Jahr wäre es das dreifache.

Solche Berichte lassen aufhorchen und bestärken einen weiter zu machen, um noch mehr für die Diversität und den Schutz der bestäubenden Insekten zu tun.

Von der Honigbiene zur Wildbiene

Das Frühjahr und das restliche Jahr 2020 im Allgemeinen waren sehr entschleunigt und auf zuhause bezogen. Auf diese Weise hatte ich Zeit, meinem Garten und meinen Bienen sprichwörtlich beim Wachsen zu zusehen. In den Sommermonaten entfachte sich eine neue Faszination. Die Faszination der Wildbienen.

Nun habt ihr mit meinen beiden Blogbeiträgen hier erfahren wie es ist, im Wohngebiet Bienen zu halten und wie mein erster Sommer mit meinem ersten Bienenvolk war. Wenn ihr nun noch etwas mehr über das Leben der Wildbienen in unseren Gärten und in Städten erfahren wollt, dann schaut wieder hier vorbei. Der Nächste Teil wird sich stark mit Wildbienen, deren Fortpflanzung und dem Schutz dieser wichtigen Insekten beschäftigen. Ich möchte dazu beitragen mit einfachen Aktionen diesen gefährdeten Insekten in ihrem Fortbestehen helfen zu können.

Vielen Dank für dein Interesse. Ich hoffe, dir hat dieser Artikel gefallen. Wenn du möchtest, teile ihn gerne auf social media. Ich würde mich sehr darüber freuen.

Liebe Grüße – Eure Friederike